Gummikompensatoren: Grundlagen zur Auswahl

Gummikompensatoren schützen Rohrsysteme vor Schäden durch Bewegung, Druck und Temperatur. Erfahren Sie, worauf es bei Auswahl, Dimensionierung und Materialauswahl ankommt.

 

 

 

Was ist ein Gummikompensator – wozu werden sie überhaupt gebraucht?

Sobald mit Rohrleitungen gearbeitet wird – egal ob in einer Heizung, einer industriellen Anlage oder bei einer Pumpe – kommt ein Gummikompensator zum Einsatz. Dabei handelt es sich um ein flexibles Verbindungsteil, das Bewegungen, Schwingungen sowie Druck- und Temperaturschwankungen in Rohrsystemen ausgleicht. So lassen sich Leitungen vor Schäden schützen und die Lebensdauer der gesamten Anlage verlängern.

Was macht ein Gummikompensator eigentlich genau?

Ein Gummikompensator wird in Rohrleitungen eingebaut, um verschiedene Bewegungen und Belastungen auszugleichen, etwa:

  • wenn sich Rohre bei Hitze ausdehnen oder bei Kälte zusammenziehen
  • wenn eine Pumpe Vibrationen erzeugt, die nicht auf das System übertragen werden sollen
  • wenn es bei Druckänderungen oder Strömungen zu Kraftspitzen kommt
  • wenn kleine Ausrichtungsfehler bei der Montage ausgeglichen werden müssen

Ohne Kompensator kann es zu Rissen, Undichtigkeiten oder sogar zum Bruch kommen. Ein Gummikompensator funktioniert daher wie ein Stossdämpfer im Rohrsystem.

 

Was bedeutet DN und PN bei Kompensatoren?

Bevor ein passender Gummikompensator ausgewählt wird, begegnet man zwei Kürzeln immer wieder: DN und PN. Doch was steckt dahinter?

DN – der Nenndurchmesser

DN steht für „Diameter Nominal“ und beschreibt den Durchmesser der Rohröffnung – also den Innendurchmesser des Rohrs. Zum Beispiel:

  • DN 50 bedeutet: Das Rohr hat innen etwa 50 mm Durchmesser.
  • DN 100 = ca. 100 mm Innenmass

Mit DN lässt sich sicherstellen, dass der Gummikompensator zur Grösse der Rohrleitung passt.

PN – der Nenndruck

PN steht für „Pressure Nominal“, also den maximalen Betriebsdruck, den ein Bauteil dauerhaft sicher aushalten kann. Zum Beispiel:

  • PN 10 = geeignet für max. 10 bar Druck
  • PN 16 = für bis zu 16 bar

Wenn in einer Anlage zum Beispiel mit 8 bar Wasserdruck gearbeitet wird, sollte ein Kompensator mit mindestens PN 10 oder höher verwendet werden.

Zusammengefasst:

  • DN gibt an, wie gross die Öffnung ist
  • PN gibt an, wie viel Druck zulässig ist

Welche Arten von Gummikompensatoren gibt es?

Gummikompensatoren werden je nach Bewegungsart und spezifischem Anwendungsfall in verschiedene Typen unterteilt:

Universalkompensator

  • Bewegungsarten: Axial (vor/zurück), lateral (seitlich), angular (winklig)
  • Aufbau: Unverspannt, einlagig oder mehrlagig mit Gewebeeinlagen
  • Eigenschaften: Flexibler Allrounder, kompensiert Bewegungen in alle Richtungen
  • Typische Anwendung: Standardlösung für industrielle Rohrleitungen, z. B. in Heizungs-, Klima- oder Wasserleitungsanlagen
  • Vorteile: Vielseitig einsetzbar, kosteneffizient, einfache Installation
  • Hinweis: Nicht für extreme Druckbelastungen geeignet ohne zusätzliche Verstärkung

Lateralkompensator

  • Bewegungsarten: Hauptsächlich lateral (seitlich)
  • Aufbau: Mit Zugstangen oder Zuganker-System zur Begrenzung der Bewegung
  • Eigenschaften: Speziell für seitliche Verschiebungen, stabilisiert die Rohrleitung
  • Typische Anwendung: Nicht axial geführte Rohrleitungen, z. B. bei versetzten Rohren oder in Anlagen mit seitlichen Kräften
  • Vorteile: Hohe Stabilität, präzise Bewegungsbegrenzung
  • Hinweis: Begrenzte axiale Kompensation; Zugstangen müssen korrekt dimensioniert sein

Angularkompensator

  • Bewegungsarten: Angular (winklig)
  • Aufbau: Mit Gelenkverstärkungen oder Scharnierverbindungen
  • Eigenschaften: Optimiert für Winkelveränderungen, besonders bei Rohrbögen
  • Typische Anwendung: Rohrleitungs-Eckverbindungen, lange Rohrleitungen mit Winkelbewegungen
  • Vorteile: Hohe Flexibilität bei Winkelveränderungen, robuste Konstruktion
  • Hinweis: Eingeschränkte axiale und laterale Kompensation

Druckentlasteter Kompensator

  • Bewegungsarten: Axial und lateral
  • Aufbau: Mit interner Druckausgleichskammer
  • Eigenschaften: Verhindert die Weitergabe von Druckkräften auf angrenzende Bauteile
  • Typische Anwendung: Empfindliche Anlagen wie Pumpen, Turbinen oder Maschinenanschlüsse
  • Vorteile: Schützt sensible Systeme, reduziert Reaktionskräfte
  • Hinweis: Komplexere Konstruktion, höhere Kosten

 

Technischer Vergleich der Gummikompensatoren

Typ Bewegungsarten Aufbau Typische Anwendung
Universalkompensator Axial, lateral, angular Unverspannt, ein-/mehrlagig Industrielle Rohrleitungen (Heizung, Klima, Wasser)
Lateralkompensator Lateral Zuganker-System Versetzte Rohrleitungen, seitliche Kräfte
Angularkompensator Angular Gelenkverbindungen Rohrbögen, lange Rohrleitungen
Druckentlasteter Kompensator Axial, lateral Druckausgleichskammer Empfindliche Anlagen (Pumpen, Turbinen)

Was sind die Auswahlkriterien für Gummikompensatoren?

Bei der Auswahl eines Gummikompensators sind mehrere Faktoren zu berücksichtigen, um eine optimale Leistung und Langlebigkeit zu gewährleisten. Hier sind die wichtigsten Kriterien:

1. Bewegungsart und -richtung

Die Art der Bewegung bestimmt die Wahl des Kompensators:

  • Axiale Bewegungen: Dehnung oder Stauchung in Längsrichtung
  • Laterale Bewegungen: Seitliche Auslenkung
  • Angulare Bewegungen: Winkeländerungen
  • Hinweise:
    • Universalkompensatoren decken alle drei Bewegungsrichtungen ab
    • Lateralkompensatoren mit Zugstangen sind speziell für seitliche Bewegungen ausgelegt
    • Angularkompensatoren eignen sich für grosse Achsverschiebungen bei geringem Kraftaufwand.

2. Einbausituation

Die Einbausituation spielt eine entscheidende Rolle:

  • Platzverhältnisse: Ist ausreichend Raum für die Bewegung des Kompensators vorhanden?
  • Lagerung: Wie ist der Abstand zu Fest- und Loslagern?
  • Umgebungsbedingungen: Sind hohe Temperaturen oder aggressive Medien vorhanden?

3. Druck und Temperatur

Gummikompensatoren müssen dem Betriebsdruck und der Medientemperatur standhalten:

  • Betriebsdruck: Der Kompensator muss zum Nenndruck (PN-Wert) passen
  • Vakuumfestigkeit: Relevant bei Unterdruckanwendungen.
  • Reaktionskraft: Berechnet durch Fläche × Betriebsdruck. Diese Kraft muss durch Festpunkte aufgenommen werden
  • Medientemperatur: Die Gummisorte muss zur Temperatur passen:

4. Materialverträglichkeit

Die medienberührte Innenschicht muss chemisch beständig gegenüber dem Fördermedium sein:

  • Chemische Beständigkeit: Ein Abgleich mit Sicherheitsdatenblättern ist erforderlich
  • Aggressive Medien: Bei chemisch aggressiven Medien kann eine PTFE-Auskleidung notwendig sein.

5. Strömungsgeschwindigkeit

Bei Geschwindigkeiten über 4 m/s wird ein Leitrohr empfohlen, um Abrieb zu vermeiden.

Checkliste für die Auswahl von Kompensatoren

Um den passenden Gummikompensator auszuwählen, müssen folgende Punkte beachtet werden:

  • Bewegungsart: Welche Bewegung soll aufgenommen werden (axial, lateral, angular)?
  • Betriebsdruck: Passt der Kompensator zum Nenndruck (PN-Wert)?
  • Medientemperatur: Ist die Gummisorte für die Temperatur geeignet?
  • Chemische Beständigkeit: Ist das Material mit dem Medium kompatibel?
  • Strömungsgeschwindigkeit: Ist ein Leitrohr notwendig, um Abrieb zu vermeiden?

Durch die sorgfältige Berücksichtigung dieser Kriterien kannst du den optimalen Gummikompensator für deine Anwendung auswählen.

Fazit: So lässt sich der richtige Gummikompensator finden

Ein Gummikompensator ist ein kleines Bauteil mit grosser Wirkung. Wer bei der Auswahl auf passende Bewegungsarten, geeignetes Material, Druckfestigkeit und die korrekte Installation achtet, kann Ausfälle vermeiden und Betriebskosten senken.

Tipp: Bei Unsicherheiten empfiehlt es sich, Rücksprache mit einem Fachhändler oder Technikexperten zu halten. Eine qualifizierte Beratung ist oftmals entscheidend für eine sichere und langlebige Lösung.

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